Sachsen-Anhalt Reporter

Schnecken über Schnecken

So schauts beim Spargelhof Kalkofen in Cobbel bei Tangerhütte aus. Insgesamt 20.000 Weinbergschnecken lassen sich auf dem Feld finden.

Schnecken

Aber keine Sorge, es handelt sich hierbei nicht um lästige Schädlinge. Der Familienbetrieb expandiert von seinem sonstigen Kartoffel- und Spargelanbau auf die Schneckenzucht. Unser Sachsen-Anhalt Reporter Nick Weinreich hat sich das Ganze mal genauer angesehen.

Schneckenzucht? Aber wie?

Angefangen hat alles dieses Jahr mit 15.000 Schnecken, meint Carmen Kalkofen. Sie und ihr Bruder Dr. Bodo Kalkofen betreiben den Spargelhof zusammen und sind mit zwei Mitarbeitern an der Schneckenzucht beteiligt. Ihr Credo als Familienbetrieb? Regionale, nachhaltige und artgerechte Haltung. Rund zwei Jahre und eine Menge Vorbereitung hat's gebraucht, bis die Idee auch wirklich zur Umsetzung kam: Auf rund einem Hektar Land, einen Katzensprung vom Hof entfernt, sind die Weinbergschnecken heimisch.

Carmen Kalkofen - Warum gerade Schnecken?
26.07.2023
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Flucht so gut wie unmöglich

Insgesamt gibt es zwei Zäune, die das Grundstück umgeben. Zum einen ist das der etwa zwei Meter hohe Maschendrahtzaun, der Unbefugten den Zutritt verwehrt. Dahinter liegt das Feld mit den Schnecken, die alle in rechteckigen langen Parzellen untergebracht sind. Da, wo früher mal Spargel angebaut wurde, grünt es nun. Kontrastreich zu dem sonst eher sandigen Untergrund, auf dem kein Unkraut wächst. Umso besser, dann haben die Schnecken weniger Ambition, aus ihrem Lebensraum abzuhauen. Wozu sollten sie auch, fragt Carmen Kalkofen. Es gibt genügend zu essen und jeden Abend werden die Parzellen durch feinen Sprühregen aus den Sprinklern gewässert. Falls dennoch eine Weinbergschnecke mal auf diese Idee kommen sollte, gibt es außerdem noch den engmaschigen 1,30 Meter Zaun, der sich rings um die Parzellen zieht. Dieser trennt die einzelnen Felderabschnitte voneinander. Er ähnelt einem Fliegengitter und schützt vor Fressfeinden wie Vögeln und Waschbären. 

Carmen Kalkofen - Was fressen die Schnecken und ab wann kann man sie absammeln?
26.07.2023
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Viele Schnecken, viele Möglichkeiten

Dr. Bodo Kalkofen ist wissenschaftlicher Leiter und nutzt seinen Beruf, um seine Schwester zu unterstützen. Er erklärt, wie nachhaltig die Zucht sein kann: Es werden weder Emissionen oder Lärm erzeugt, die Tiere wachsen unglaublich schnell und Dünger brauchen sie sowieso nicht. Vor allem die Helix aspersa, eine gefleckte Weinbergschnecke, wächst schneller und wird voraussichtlich im Herbst "abgeerntet", so Dr. Bodo Kalkofen. Und das ziemlich vielversprechend, schließlich enthalten sie viele Proteine und Eiweiße. 

Carmen Kalkofen - Wie schmeckt Schnecke?
26.07.2023
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Wiederverwerten kann man die Weichtiere als Delikatesse. Schnecken schmecken ein wenig nach Hühnchen, ansonsten haben sie einen eher neutralen Geschmack. Carmen Kalkofen empfiehlt dazu Beilagen wie Kräuterbutter, Knoblauch und Weißbrot. 

Carmen Kalkofen - Was kann die Schnecke noch?
26.07.2023
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Und auch in der Kosmetikindustrie ist die Weinbergschnecke beliebt: Ähnlich wie Aloe Vera spendet der Schleim erstaunlich viel Feuchtigkeit. Auch die Häuser können weiterverwendet werden, da sie kalkhaltig sind und so z.B. als Dünger oder Futter für Hühner benutzt werden können. 

Bodo Kalkofen - Schleim ist gut für die Haut
26.07.2023
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